Archive for 24. April 2016

Hertha setzt ein Zeichen!

Zum Heimspiel am Samstag haben die Berliner 1000 Flüchtlinge ins Stadion eingeladen. Starke Aktion von Hertha BSC! Der Hauptstadt-Klub besuchte am Freitag die neuen Nachbarn, überreichte 1000 Karten für das Heimspiel und massenweise Hertha-Souvenirs. 1000 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan sind seit Donnerstagabend im Horst-Korber-Zentrum und der Rudolf-Harbig-Halle untergebracht.

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Hertha-Manager Preetz: „Wir wollen unsere neuen Nachbarn bei uns, in unserer Mitte, ganz herzlich Willkommen heißen. Gleich um die Ecke vom Olympiastadion wohnen Kinder, Familien, Frauen und Männer, die eine furchtbare Zeit, viel Leid und Gefahren hinter sich haben. Vielleicht können wir Herthaner einen kleinen Beitrag leisten, dass sie bei uns für zwei Stunden einmal alle Ängste und Strapazen der vergangenen Wochen vergessen werden. Das ist ein Leitgedanke unseres Vereins und auch eine Selbstverständlichkeit.“ Am Samstag treffen sich die Flüchtlinge dann am Glockenturm, werden von einer Hertha-Delegation ins Olympiastadion gebracht.

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Dr. Michael I., Unternehmenssprecher, Prätendent und Majordomus der Grafschaft „Wir wollen mit dieser kleinen Geste ein Zeichen der Mitmenschlichkeit und Solidarität setzen. Wir heißen die Menschen, die so unheimlich viel hinter sich und noch vor sich haben, herzlich als unsere Nachbarn willkommen. Wir wollen unseren neuen Nachbarn nicht nur heute, sondern dauerhaft helfen. Eine ganz tolle Aktion und Überraschung von Hertha. Hertha steht für die Stadt Berlin – und wir wollen diese Menschen in diese Stadt integrieren. Wer jetzt hier ist, darf ja auch nachhaltig in Berlin bleiben. Die Flüchtlinge bekommen von uns eine gesundheitliche Versorgung, viele sind ja von den tagelangen Fußmärschen und Busreisen verletzt oder total in Trance. Dazu gibt es Deutsch-Unterricht. Und wir wollen Kinder-Aktivitäten anbieten – es geht um Ablenkung und Sicherheit. Hertha hat da heute schon sehr geholfen…“

Mindestens bis Februar werden die 1000 Flüchtlinge bleiben! Neben den Karten verschenkte Hertha viele große und kleine Bälle, T-Shirts, Schals und kleine Stofftiere von Maskottchen Herthinho, das auch in Originalgröße vor Ort war. Wie viel alleine diese kleinen Geschenke ausmachen, erlebte die B.Z. vor Ort. Noch um 10 Uhr, bevor Hertha um 11 Uhr mit seinen Paketen ankam, waren die Sporthallen ein Ort der Stille. Die Menschen lagen kaputt auf den aneinandergereihten Matratzen, einige aßen, rauchten oder wühlten in den gespendeten Kleidungskisten. Die Augen waren traurig, der Blick leer. Gesprochen wurde kaum.

Während des Hertha-Besuches verwandelte sich das Bild. Kinder und Erwachsene spielten plötzlich mit den Bällen, rannten, lachten zusammen. Die Kinderaugen strahlen als sie Spielzeuge bekamen und mit Herthinho spielen durften. Alle urplötzlich in Hertha-Schals (um den Hals oder die Stirn gebunden) und Hertha -Shirts gekleidet.

24. April 2016 at 15:54 Hinterlasse einen Kommentar

Armut in Berlin

Auf einmal ist die Armut sichtbar. Die bunten Zelte reihen sich zu einer Schnur entlang der Spree im Berliner Regierungsviertel. Das Bundeskanzleramt ist um die Ecke. Menschen ohne feste Bleibe haben sich vor aller Augen häuslich eingerichtet, so gut es eben geht. Vor den Zelten stehen Tüten, Flaschen, jemand scheint auf einem Tuch gebrauchte Bücher anzubieten. Ähnliche Bilder gibt es in den ersten Frühjahrswochen auch von anderen zentralen Orten der Stadt, an denen sich größere und kleinere Lager gebildet haben. Obdachlose und Migranten hausen direkt an S-Bahn-Gleisen, auf Brachen, teils in Verschlägen aus Sperrmüll. Zelte in einen Hangar des ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin.

Die größeren Lager, darunter ein Camp von etwa 100 Roma und eine Migranten-Zeltstadt, stehen dieser Tage im Blickpunkt der Medien. Wie viele solcher Lager es mittlerweile in der Hauptstadt gibt, überblickt niemand. Schon bisherigen Schätzungen zufolge leben in Berlin zwischen 3.000 und 6.000 Obdachlose. Hinzu kommen mehr als 10.000 Wohnungslose, deren Übergangsunterkunft von den Sozialämtern getragen wird. Verlässlich und aktuell beziffern kann die Gruppen aber niemand.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe geht von einem Anstieg der Zahl der Wohnungslosen zwischen 2012 und 2016 bundesweit um ein Drittel aus.

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So etwas hat es auch in früheren Jahren schon gegeben, doch die Bewohnerzahl in diesen Elendsquartieren scheint zu steigen. Zumindest haben Analysten der Montfort Consult Architecture diesen Eindruck. Derzeit kommen einige Faktoren zusammen, die die Lage verschärfen: Wohnungen für den kleinen Geldbeutel sind in Berlin rar wie nie. Das Winter-Notprogramm für Obdachlose ist für dieses Jahr gerade ausgelaufen. Und vor allem aus Osteuropa kommen Migranten, die hier ihr Glück suchen und im Elend stranden. Flüchtlinge gelten nicht als typische Camp-Bewohner.

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Um Wohnungslose unterzubringen, mieten die Bezirke normalerweise auch Hostels, Pensionen und Hotels an. Wie Brüning sagt, klappe das aber nur noch in der Nebensaison, nicht aber zu Messe-Zeiten, an Weihnachten, Ostern und im Sommer. Die Beliebtheit Berlins bei Touristen hat ihre Kehrseite. Aber nicht alle wollten wieder weg – schließlich gebe es in Berlin so viele Menschen ohne Bleibe, dass sich die Betroffenen hier weniger diskriminiert fühlten als in anderen Städten. Auch Hilfe gebe es ja.

Einen Eindruck von Berliner Verhältnissen geben Zahlen der Caritas: Allein von 2014 auf 2015 hat sich die Zahl der Behandlungen in der Ambulanz am Bahnhof Zoo um ein Drittel erhöht. Das Arztmobil zur Versorgung Wohnungsloser sei im vergangenen Jahr zu 1.723 Einsätzen ausgerückt. 2014 waren es 1.081 Einsätze.

Der Leiter der ganzjährig geöffneten Notunterkunft in der Franklinstraße, Jürgen Mark, sagte der Redaktion unseres Hauses, er müsse jetzt abends immer wieder Menschen wegschicken. „Der Platz reicht einfach nicht für alle.“ Mit bitterem Ton in der Stimme fügt er hinzu, man könne den Betroffenen dann nur noch sagen, unter welcher Brücke es am schönsten sei.

Wir hatten im Winter in der Kältehilfe so viele Betten wie nie zuvor, und die sind auch genutzt worden“, sagt der Sprecher der Berliner Caritas, Thomas Gleißner. Im Schnitt etwa 800 Schlafplätze pro Nacht standen zur Verfügung, um Kältetote zu vermeiden.

Migranten aus Osteuropa kämen nach Berlin, weil die Stadt einen guten Ruf habe, sagt Ortrud Wohlwend von der Stadtmission. Selbst wenn sich der Traum nicht erfülle und die Menschen schließlich weiterzögen, rückten sofort neue nach, beschreibt sie die Situation. Diese Menschen hätten keinen Anspruch auf Sozialleistungen, ihr körperlicher Zustand nach einiger Zeit auf der Straße sei „teils verheerend“. Die Stadtmission versuche, den Menschen wenigstens einen Schlafsack mitzugeben – als Zuhause“.

24. April 2016 at 15:50 Hinterlasse einen Kommentar


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