Archive for 2. Februar 2012

In der Geschichte geblättert – 2.2.962: Otto der Große gekrönt

Zehntes Jahrhundert, finsteres Mittelalter. Die Karolinger sind ausgestorben und ein neues Regentengeschlecht tritt an, die Zukunft Europas zu prägen. König Heinrich I. bricht mit der Tradition, wonach all seine Söhne zur Herrschaft berechtigt sind. Er bestimmt Otto zum alleinigen Nachfolger.

Im Sommer 936 lässt dieser sich in Aachen zum König krönen. Herzöge, Grafen und Edle aus allen deutschen Stämmen treten vor seinen Thron, geloben Treue und Hilfe gegen die Feinde. Der Erzbischof überreicht ihm Schwert, Wehrgehenk, Zepter und Stab und spricht: „Nimm das Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn; denn darum hat dir Gott alle Macht über das Reich der Franken gegeben, dass du der Christenheit sicheren Frieden gewinnst. Die Säume deines Mantels sollen dich gemahnen, nicht zu erkalten im Eifer für den Glauben und bis ans Ende auszuharren in der Erhaltung des Friedens.“
In Wahrheit jedoch ist wenige Monate später fast das gesamte Reich im Aufstand gegen Otto. Der neue, junge König braucht Jahre, bis er sich bei den Herzögen Anerkennung verschafft hat. Die erreicht er mittels militärischer Stärke und geschickter Bündnispolitik. Die Kirchenfürsten stattet er mit Privilegien aus, und für seine aufmüpfige Verwandtschaft lässt er sich auch etwas einfallen.
Dann ziehen wieder einmal die heidnischen Ungarn brennend und plündernd durchs Land. In der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg gelingt es Otto, sie zu besiegen. Die Ungarn werden allmählich sesshaft und übernehmen das Christentum. Otto sei dank, der im Übrigen auch den Osten des Reiches durch entscheidende Siege über slawische Stämme sichert. Sehr zur Freude des Papstes.
Aus politischem Kalkül heiratet Otto dann noch die junge Witwe des letzten Königs von Italien, nimmt den Titel eines „Königs der Franken und Langobarden“ ein, kommt dem Papst militärisch zu Hilfe und wird endlich am 2. Februar 962 in Rom zum Kaiser gekrönt. In der Folge gründet er noch das Erzbistum Magdeburg, wo er auch begraben liegt. Noch über 300 Jahre haben die ihm nachfolgenden Könige die Anwartschaft auf die Kaiserwürde.

2. Februar 2012 at 20:31 Hinterlasse einen Kommentar

Jede zweite Stiftung verliert Geld

Wohin mit dem Geld? Diese Frage ist auch für Stiftungen angesichts der Schuldenkrise und der Turbulenzen auf den Finanzmärkten immer schwieriger zu beantworten. Mit den alten, auf Sicherheit ausgerichteten Strategien schaffen es viele Stiftungen nicht mehr, ihr Vermögen zu sichern. „Wegen des niedrigen Zinsniveaus hat die Hälfte aller knapp 19.000 Stiftungen Probleme“.
Die Finanzkrise könnte also zu einer Aufwertung nachhaltiger Anlagen führen. Auf die Zahl der Stiftungen hatte sie offenbar keinen negativen Einfluss.
Deutsche Stiftungen kommen auf ein Vermögen von insgesamt mehr als 100 Milliarden. Die Hälfte der Stiftungen sei allerdings sehr klein und habe weniger als eine Million Euro Kapital.

2. Februar 2012 at 20:30 Hinterlasse einen Kommentar

Das holländische Kronprinzenpaar feiert heute seinen zehnten Hochzeitstag

Die beliebten Royals scheinen verliebt wie am ersten Tag und bringen immer wieder frischen Wind in das Königshaus.
Am 2. Februar 2002 gaben sich SKH Willem-Alexander von Oranien-Nassau und die bürgerliche Argentinierin Maxima Zorreguieta bei ihrer „Märchenhochzeit“ in Amsterdam das Ja-Wort. Ein Grund für die Holländer dieses Jubiläum gebührend zu feiern. Die Straßen sind in den Farben des Oranier-Königshauses geschmückt und außerdem erinnern Souvenirs wie Schlüsselanhänger, Tassen oder Kugelschreiber mit dem Konterfei des Paares an den Hochzeitstag des Kronprinzen.

2. Februar 2012 at 20:29 Hinterlasse einen Kommentar

Der deutsche Ex-Arbeitsminister geißelt die Scheinwelt des Kapital – und fordert die Rückkehr zu ehrlicher Arbeit

Arbeit ist das Lebensthema des „rotierenden Rentners“, wie Norbert Blüm in Deutschland liebevoll genannt wird. Der frühere Arbeits- und Sozialminister (CDU) hat dazu ein neues Buch geschrieben und beeindruckt als ebenso wortgewaltiger wie streitbarer Verfechter der Realwirtschaft. Unser Haus traf ihn am Rande einer Enquete der Arbeiterkammer Niederösterreich in St. Pölten.

– Gerade wurde in Brüssel ein milliardenschweres Jobpaket geschnürt. Können EU-Milliarden tatsächlich Arbeitsplätze schaffen?

Norbert Blüm: Nein, sie können Hebammen spielen, aber Jobs können sie nicht schaffen, das wäre dann ja Staatswirtschaft. Es muss uns klar sein: Diese Krise wird nur durch die Realwirtschaft, durch ehrliche Arbeit, überwunden. Das Desaster, in das wir reingeschlittert sind, hat die ehrliche Arbeit abgewertet und die Geldwirtschaft aufgewertet. Das muss wieder ins Gleichgewicht kommen.

– Was genau ist für Sie denn ehrliche Arbeit?

Arbeit, die Werte schafft. Die Akteure in der Finanzwirtschaft spielen mit dem Geld und glauben, dass Geld arbeitet. Aber ich hab Geld noch nie arbeiten g’sehn. Jene, die mit dem Geld spielen, sind Hochstapler. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Firmen zu kaufen und dann wieder zu verkaufen ist keine Wertschöpfung. Es bringt aber mehr Geld als die Arbeit, die in diesen Firmen geleistet wird. Da stimmt doch was nicht. . .

– Sie sagen, ehrliche Arbeit ist mit Anstrengung verbunden. Sollen wir wieder zurück an die Werkbank, wie im Industriezeitalter?

Nein, es geht nicht nur um die Produktion. Den größten Zuwachs an Arbeit wird es bei den Dienstleistungen geben, etwa im Bereich Gesundheit. Dort entstehen mehr Jobs als in der hochgelobten Informatik. Die Frage wird sein, ob wir den Menschen dort wieder mehr Chancen geben und nicht alles weiter automatisieren.

– In ganz Europa steigt die Jugendarbeitslosigkeit, warum trifft es jetzt die Jungen?

Weil die Betriebe nicht mehr ausreichend für Nachwuchs sorgen und selbst ausbilden. Nur mit Hilfsarbeitern werden wir aber keine intelligenten Produkte herstellen und unsere Weltwirtschaft lebt von intelligenten Produkten. Die Massenfertigung mit niedrigerer Qualifikation wird in der dritten Welt billiger hergestellt.

– Die Klage über den Fachkräftemangel wird zum Dauerzustand. Eine Lösung?

Ganz einfach. Wer Fachkräfte nicht selbst ausbildet, wird keine mehr haben. Ja, sollen wir sie denn aus Afrika holen? Arbeitsplätze sollen doch vor allem dort sein, wo die Menschen ihre Heimat haben. Wenn wir Qualifikation aus der Dritten Welt importieren ist das auch nichts anderes als Kolonialismus. Früher haben wir die Rohstoffe ausgebeutet, heute holen wir uns ihre Fachkräfte, die ja auch zu Hause gebraucht werden.

– Ist Höherqualifizierung ein Ausweg aus der Arbeitslosigkeit?

Bildung ist unser größtes Kapital. Sie fängt aber für mich nicht erst an der Universität an, ich glaube an das gesamte Spektrum an Begabungen. Wer sagt denn, dass Bildung immer theoretische Fähigkeiten voraussetzen muss? Es geht sehr oft auch um soziale Kompetenz. Wir benötigen nicht alle die Relativitätstheorie, aber wir benötigen alle Menschen, die sich uns zuwenden.

– Wieso hat die Lehre so ein Imageproblem?

Das hängt sicher mit dem Image des Handwerklichen zusammen. Grundschulen fördern vielleicht auch theoretische Begabungen viel mehr als praktische. Und natürlich geht es auch um Lohn und Ansehen. Wenn die Dienstleistungsgesellschaft, etwa im Sozialbereich, mit Vergelt’s-Gott-Tarifen arbeitet, wird da nix daraus. In jedem Lohn ist auch Anerkennung enthalten.

– Aber wer soll den Gesundheits- und Sozialberufen höhere Löhne bezahlen, wenn der Staat kein Geld mehr hat?

Die Frage lautet nicht, ob es genug Geld gibt, sondern wofür es der Staat ausgibt. Arbeitslose finanzieren oder Arbeit? Und es scheint ja genug Geld vorhanden zu sein. Wenn ich sehe, was die Banken so alles vom Staat abstauben. . . Also am Geld kann es nicht liegen.

– Um den Sozialstaat zu retten sollen wir alle länger arbeiten. Geht die Formel auf?

Ich halte von diesen kollektiven Pensionsantrittsalter, wie jetzt mit 67 bei uns in Deutschland, nicht viel. In manchen Berufen ist man mit 60 schon viel zu erschöpft. Wie wollen Sie denn einen Maurer mit 67 noch auf ein Gerüst schicken? Da müssen Sie ihm noch ein Seil dazu geben, damit er sich anhängt. Wer länger arbeiten will, soll es ruhig machen, aber im Prinzip ist es eine Rentenkürzung.

Zur Person: Norbert Blüm – Lehre und Uni Der 76-jährige CDU-Politiker ist gelernter Werkzeugmacher, holte die Matura nach und studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Theologie. Blüm war von 1982 bis 1998 Minister für Arbeit und Soziales.

2. Februar 2012 at 20:28 Hinterlasse einen Kommentar

Josef Ackermann präsentiert an diesem Donnerstag zum letzten Mal die Geschäftszahlen der Deutschen Bank

Dieser Tag soll noch einmal ihm gehören. Zum letzten Mal wird Josef Ackermann an diesem Donnerstag vor die Öffentlichkeit treten, um die Geschäftszahlen der Deutschen Bank zu präsentieren. Es werden keine grandiosen Zahlen sein. Der glänzende Abgang, den Ackermann eigentlich für sich vorgesehen hatte, hat ihm die Euro-Krise versaut. Die zehn Milliarden Euro Gewinn vor Steuern, die er zu Jahresbeginn angekündigt hatte, sind längst nicht mehr zu erreichen. Etwas mehr als sechs Milliarden Euro könnten es am Ende werden, schätzen Analysten. Es wäre ein eher durchschnittliches Ackermann-Jahr.

Der Schweizer Banker hat das größte deutsche Geldhaus in den vergangenen Jahren radikal umgekrempelt. Aus einem erfolgreichen, aber konservativen deutschen Kreditinstitut ist eine globale Investmentbank geworden, die auf allen wichtigen Märkten mitmischt – und dabei gigantische Gewinne erwirtschaftet.

Ackermann selbst ist dabei für die Deutschen zum Sinnbild des skrupellosen Finanzkapitalismus geworden. An keinem anderen Wirtschaftsboss konnten sich Medien und Bürger in den vergangenen Jahren so reiben wie an ihm. Er steht für das ökonomische Prinzip der Gewinnmaximierung, das den Deutschen schon seit jeher als verdächtig gilt und das mit Beginn der Finanzkrise seine Akzeptanz fast gänzlich verloren hat.

Dabei hatte Ackermann die Idee zum Umbau der Bank nicht einmal selbst: Sie wurde ihm von seinen Vorgängern vererbt. Schon 1997 gab der damalige Vorstandschef Hilmar Kopper das Ziel vor, die Deutsche Bank müsse eine Rendite von 25 Prozent auf das Eigenkapital erwirtschaften. Kurz darauf wurde Ackermann Chef der aufstrebenden Sparte Investmentbanking – und damit verantwortlich für die Umsetzung des Ziels. Denn 25 Prozent Rendite, so viel war von Anfang an klar, lassen sich nicht mit Firmenkrediten und Anlageberatung verdienen.

Als Ackermann 2002 selbst den Posten des Bankchefs übernahm, machte er die 25 Prozent zu seinem Mantra. Während seiner gesamten Amtszeit arbeitete er sich an dieser Zahl ab. Um sie zu erreichen, ging er hohe Risiken ein. So wurde die Deutsche Bank etwa zu einem der weltweit größten Händler von Finanzderivaten. In den USA verdiente sie mit teilweise rabiaten Methoden am Immobilienboom – und muss sich deshalb vor Gericht verantworten.

Die Finanzkrise hat Ackermann umdenken lassen. Sie machte die dunkle Seite des Investmentbankings allzu sichtbar, zeigte die Schwäche des neuen, einseitigen Geschäftsmodells. 3,8 Milliarden Euro Verlust fuhr die Deutsche Bank 2008 ein: Es war der erste Jahresverlust ihrer stolzen Geschichte – und zugleich Ackermanns größte Schmach.

Von nun an hieß das Stichwort Balance. Der Konzern sollte nicht länger nur vom Investmentbanking abhängig sein. Ackermann kaufte die Postbank – klassisches Kleine-Leute-Geschäft, das er wenige Jahre zuvor noch verschmäht hatte. Nun sollten ausgerechnet die Spargroschen von Oma Kasupke der Deutschen Bank zu mehr Stabilität verhelfen. Ackermann wurde innerhalb des Konzerns zum Moderator zwischen den Welten: zwischen den renditehungrigen Investmentbankern in London und den biederen Sparbuchrittern in Bonn.

Und noch eine Entwicklung hat Ackermann in den vergangenen Jahren durchgemacht: Er ist vom reinen Geschäftsmann zum politischen Banker geworden. Damit steht er in einer großen Tradition: Deutsche-Bank-Chefs wie Hermann Josef Abs, Alfred Herrhausen oder Hilmar Kopper verstanden ihr Amt schon immer auch als politisch-gestaltende Aufgabe.
Sie waren das Sprachrohr der deutschen Wirtschaft – und auch deshalb verehrt und gehasst zugleich.

Josef Ackermann hatte eigentlich gar nicht vor, an diese Tradition anzuknüpfen. Als er vor zehn Jahren den Chefposten bei der Deutschen Bank annahm, war Berlin weit weg für den Schweizer. Mittlerweile weilt er regelmäßig in der Hauptstadt – und das nicht nur, weil seine Tochter dort wohnt.

Wann immer eine Bank gerettet, ein Staatsbankrott verhindert oder ein Grüppchen Bundestagsabgeordneter über die Finanzkrise aufgeklärt werden musste – Ackermann war dabei. Im eigenen Haus hat er sich damit nicht nur Freunde gemacht. Vor lauter Politik vernachlässige er das eigentliche Bankgeschäft, warfen ihm andere Manager zuletzt immer wieder mal vor.

Beide Rollen – die des Außenministers der Bank und die des internen Moderators – hätte Ackermann prima weiterspielen können, wenn er – wie zwischenzeitlich geplant – an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt wäre. Dieser Posten hätte ihm die Möglichkeit gegeben, sein eigenes Erbe zu verwalten. Doch daraus wird nun nichts. Ackermann wird abtreten – so ganz erst Ende Mai bei der Hauptversammlung der Bank. Doch schon nach der Bilanzpressekonferenz an diesem Donnerstag sollen die neuen Chefs das Alltagsgeschäft übernehmen.

An der Spitze der Bank steht dann ein Triumvirat: Vorstandschefs werden der Investmentbanker Anshu Jain und der Firmenkundenexperte Jürgen Fitschen. Oberster Aufseher wird Paul Achleitner, der bisher im Vorstand der Allianz sitzt und früher schon einmal Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs war. Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos posierten die drei vergangene Woche bereits wie fürs Familienfoto. Dass Ackermann darauf nicht zu sehen war, spricht Bände.

Wie es mit der Bank weitergeht, hängt nun davon ab, wer von den dreien künftig die Führungsrolle übernehmen wird. Die meisten Beobachter erwarten, dass es der Inder Jain sein wird. Achleitner hat als Aufsichtsratschef keine operativen Befugnisse. Jains Co-Chef Fitschen wird im Herbst 64 Jahre alt und ist damit von vornherein eher eine Übergangslösung.

Die Investmentbanker gelten ohnehin als stärkste Fraktion innerhalb des Hauses. Sie bekamen in den vergangenen Jahren derart großzügige Aktienoptionen ausbezahlt, dass sie mittlerweile zur größten Aktionärsgruppe der Bank aufgestiegen sind. Rund ein Fünftel des Konzerns gehört ihnen. Über ihr Votum kann sich auch Aufsichtsratschef Achleitner nicht ohne weiteres hinwegsetzen.

Für die restlichen Aktionäre war die Ära Ackermann übrigens weit weniger lohnend: Seit der Schweizer im Mai 2002 den Chefposten der Bank übernommen hat, hat sich der Aktienkurs etwa halbiert. Dabei war es damals Ackermanns erklärtes Ziel gewesen, den sogenannten shareholder value zu steigern.

Dieses Ziel wird auch Jain verfolgen. Wichtige Investoren der Bank haben sich bereits für ihn stark gemacht. Sie wollen das Institut lieber auf den Weltfinanzmärkten sehen als auf dem Weltspartag. Setzt Jain sich durch, dürfte deshalb klar sein, wohin die Reise geht. Gezügelt würden die Investmentbanker dann einzig von den neuen, strengeren Vorgaben der Politik.

Ackermann selbst kann all das nicht mehr mitentscheiden. Die Geister, der er einst gerufen hat, haben sich selbständig gemacht und drängen nun an die Macht. Ackermann hat die Kontrolle darüber verloren.

„25% Rendite hören sich erst mal viel an. Aber Vorsicht, der Bezug wurde genannt … das Eigenkapital! –  Machen wir mal einen Vergleich…Ein Handwerksbetrieb als GmbH mit 25000€ Eigenkapital müsste demnach 6250 € verdienen…Ein Handwerksbetrieb als Limited oder MiniGmbh bei 1000 € Einlage entsprechend nur 400€ im Jahr – Schnell sehen wir, dass Zahlen relativ sind…25% vom Umsatz…Ja, das wäre sensationell.

2. Februar 2012 at 06:23 Hinterlasse einen Kommentar

Das Heimatbundesland von Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg will jetzt flächendeckend die Promotionsordnungen ändern

Fast ein Jahr nach dem Beginn der Plagiatsaffäre um Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg soll es jetzt auch Konsequenzen an den Universitäten im Bundesland des Freiherrn geben: Bayerns Universitäten sollen ihre Promotionsordnungen ändern. Das beschloss der Hochschulausschuss des Landtags auf Antrag der oppositionellen SPD, wie die Fraktion mitteilte.

Wenn die Universitäten dem folgen, müssen Doktoranden künftig bei Abgabe ihrer Dissertation eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass sie sauber und ordentlich gearbeitet haben. Eine rechtlich irrelevante ehrenwörtliche Erklärung genügt nicht mehr. Ferner werde klar definiert, was wissenschaftliches Fehlverhalten und vorsätzliche Täuschung bedeute. Dissertationen sollen künftig immer auch als Datei eingereicht werden, um sie leichter mit Online-Quellen vergleichen zu können.

Es ist eine der vielen Spätfolgen all der Plagiatsaffären im vergangenen Jahr. Seit der Aufregung um Freiherr von und zu Guttenberg, Silvana Koch-Mehrin, Bernd Althusmann, Matthias Pröfrock, Jorgo Chatzimarkakis, Veronica Saß und all den anderen arbeiten Deutschlands Universitäten an neuen Satzungen und verschärften Regeln für Doktorarbeiten. So empfahl beispielsweise auch in Baden-Württemberg die Landesrektorenkonferenz die flächendeckende Einführung der eidesstattlichen Versicherung.

Der bayerische SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein sagte, der Skandal um Freiherr von und zu Guttenbergs abgeschriebene Doktorarbeit hätte vermieden werden können, „wenn die Promotionsordnung der Bayreuther Universität nicht diese Mängel gehabt hätte“. Den Promotionsordnungen habe es bislang an Transparenz und eindeutigen, einheitlichen Regelungen gefehlt.

Gestrichen werde in Bayern zudem der noch immer in einigen Promotionsordnungen stehende Verweis auf ein Nazi-Gesetz aus dem Jahr 1939, wie die SPD-Fraktion mitteilte. Mithilfe dieses Gesetzes wurden damals unliebsamen Gegnern des Regimes die Doktorwürde aberkannt.

2. Februar 2012 at 06:22 Hinterlasse einen Kommentar

Der EU-Abgeordnete Nigel Farage hielt Merkels Idee eines Sparkommissars für Griechenland für einen Witz

Der von Deutschland in die Diskussion gebrachte Sparkommissar für Griechenland hat am Mittwoch eine heftige Debatte und sogar Nazi-Vergleiche im Europaparlament ausgelöst. Der europakritische britische EU-Abgeordnete Nigel Farage verglich einen solchen Sparkommissar mit einem „Gauleiter“, also einem regionalen Nazi-Funktionär.

Er habe gedacht, es müsse ein Witz sein, „dass das deutsche Finanzministerium vorschlägt, dass ein EU-Kommissar, manche mögen sagen ein Gauleiter, und seine Leute ein Gebäude in Athen besetzen und die Verwaltung des Landes übernehmen“. Dies sei zwar nur eine Verhandlungsposition gewesen, aber „niemand kann abstreiten, dass Griechenland heute nicht mehr als eine Kolonie ist“, fügte Farage hinzu.
Am Wochenende war ein deutscher Vorschlag bekannt geworden, dass ein von der Euro-Gruppe eingesetzter Haushaltskommissar nach Athen geschickt wird und dort von der Regierung des hochverschuldeten Landes die Hoheit über die Haushaltspolitik übernimmt.

Nach heftiger Kritik wiederholte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Forderung auf dem EU-Gipfel am Montag zwar nicht ausdrücklich, forderte aber eine strengere Überwachung des Landes. Der deutsche Grünen-Abgeordnete Reinhard Bütikofer forderte Farage auf, seine Äußerungen zurückzunehmen. Bütikofer warf dem Briten vor, „Hass“ im Europaparlament sowie zwischen den Menschen in Europa zu schüren.

Der Brite lehnte eine Entschuldigung jedoch ab und verwies darauf, dass „deutsche Zeitungen die Griechen als faul und unnütz und die Italiener als Feiglinge herunterputzen, während italienische und griechische Zeitungen führende Verantwortliche in Deutschland in Nazi-Unformen darstellen“.
Der EU-Parlamentspräsident, der Deutsche Martin Schulz, drohte Farage mit einem Rauswurf aus der Sitzung. „Den Nationalismus in diesem Haus propagieren diejenigen, die ihre Flaggen auf ihre Sitze stellen, um ihrem Nationalismus hier zu dokumentieren“, sagte Schulz zu dem Briten. „So weit ich weiß, gehören Sie auch dazu.“

Farage ist der einzig vernünftige im EU-Parlament. Im übrigen ist er kein Deutschenhasser (seine Ehefrau ist deutsch) sondern er zeigt nur die spaltende Wirkung des EU-Zentralismus. Seine Youtube-Videos sind legendär. Genial ist das Video, in dem er Van Rompuy zusammenfaltet…vor allem deshalb, weil man dort sehr schön sieht, dass maximal 10% der Abgeordneten anwesend sind.

2. Februar 2012 at 06:21 Hinterlasse einen Kommentar

In der Wulff-Affäre rückt der Chef des Bundespräsidialamts in den Fokus

Als Christian Wulff Anfang Januar zum bislang wohl schwierigsten Termin seiner Amtszeit fährt, sitzt sein neuer engster Vertrauter neben ihm. Die Wagenkolonne des Bundespräsidenten rauscht auf den Hof der Wilhelmstraße 67, dem Sitz des ARD-Hauptstadtstudios. Gleich wird Wulff in einem Interview versuchen, die Vorwürfe in der Kreditaffäre zu abzuschwächen. Der Bundespräsident sitzt im ersten Auto auf der Rückbank, Papier-Blätter in der Hand. Neben ihm sitzt ein Mann Anfang 60: Lothar Hagebölling, Chef des Bundespräsidialamts.
Auf den Fotos, die man von Wulff kennt, sieht man meistens Bettina an seiner Seite, seine Frau. Bis vor ein paar Wochen oft auch Olaf Glaeseker, Wulffs Sprecher, den versierten Strategen aus gemeinsamen Hannoveraner Tagen. Hagebölling sah man nie. Er ist der Mann im Hintergrund. Im strategischen Dreieck Wulff, Glaeseker, Hagebölling, das im Sommer 2010 von Hannover ins Schloss Bellevue umzog, war Hagebölling bisher die stille Effizienz.

Seit Wulff Mitte Dezember wegen eines Hauskredits in die Schlagzeilen geriet, hat sich einiges geändert. Auch die Rollenverteilung. Kurz vor Weihnachten hat Wulff seinen langjährigen Sprecher Glaeseker entlassen, seinen „siamesischen Zwilling“. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Es geht um die Frage, ob Glaeseker sich hat bestechen lassen. Aus drei wurden zwei.
Und jetzt geht es um die Frage, was Hagebölling wusste. Ausgerechnet der Amtschef könnte nun zu Wulffs nächstem Problem werden. Denn es sieht so aus, als ob nicht nur Glaeseker, sondern auch Hagebölling von den Verquickungen der Landesregierung mit dem „Nord-Süd-Dialog“ 2007 bis 2009 wusste. Das war die offiziell privat organisierte Veranstaltung, deretwegen die Staatsanwaltschaft hinter Glaeseker und dem Veranstalter Manfred Schmidt her ist.

Man wüsste gerne, wie tief Hagebölling eingeweiht war. Und was Wulff wusste. Man würde gerne von den beiden hören, was sie dazu sagen. Doch das Bundespräsidialamt vermeidet es seit Tagen, auf diese und eine Reihe anderer unangenehmer Fragen zu antworten. Da auch von Wulffs Anwälten keine Stellungnahme zu bekommen ist und die Staatskanzlei in Niedersachsen nicht mehr hinterherkommt, all die Fragen zu beantworten, muss man sich an andere Dinge halten.
Sollte es tatsächlich so sein, dass Wulff nicht mitbekommen hat, was seine engsten Vertrauten trieben, müsste muss wohl angezweifelt werden, ob er seine Mitarbeiter in den vergangenen Jahren im Griff hatte. So oder so. Die jüngste Enthüllung lässt ihn nicht gut aussehen. Und je mehr Hagebölling in die Schlagzeilen rückt, desto schwieriger wird es auch für Wulff, sich im Amt zu halten. Es gibt eine Reihe von Gründen.

Hagebölling gilt als Paragrafenreiter. In einer TV-Show „Deutschland sucht den Super-Beamten“ hätte der 59-Jährige gute Chancen auf den ersten Platz. Er wählt die leisten Töne. Der Jurist aus Braunschweig hat einen Kommentar zur Niedersächsischen Verfassung geschrieben, verehrt Preußen, Friedrich den Großen. Ein Mann der Pflicht und des Pflichtbewusstseins. Im Schloss Bellevue war Wulff der Mann im Amt, Glaeseker der Mann, der alles gut aussehen ließ, Hagebölling der Verwaltungsmensch. Ein alter Weggefährte auch er. Im politischen System Niedersachsens stieg er unter Wulff auf, 2003. Nachdem Wulff Ministerpräsident geworden war, machte Möllring ihn zum Staatssekretär. 2006 wurde Hagebölling Chef der Staatskanzlei in Hannover. Wer den pflichtbewussten Hagebölling kennt, hält es für unwahrscheinlich, dass dieser wichtige Fragen nicht mit seinem Chef bespricht. Was also wusste Wulff?

Als Chef des Bundespräsidialamtes entbindet Hagebölling Glaeseker von seinen dienstlichen Aufgaben. Ahnten Wulff und Hagebölling, wie gefährlich die Fragen an Glaeseker werden könnten? Vielleicht liegt in diesem Moment im Dezember der Schlüssel zur Wulff-Affäre. Noch immer weiß man nicht, warum sich Wulff von Glaeseker getrennt, aber nicht mit ihm gebrochen hat. Nun sieht es so aus, als werden viele Fragen in den kommenden Tagen das Verhältnis zwischen Wulff und Hagebölling beleuchten.

Als unser Haus vor ein paar Tagen im Bundespräsidialamt nachfragte, ob Wulff Hagebölling nach den Berichten über seine Verwicklung in den Nord-Süd-Dialog noch als geeignet für seinen Posten halte, kam eine merkwürdig ausweichende Antwort zurück: „Zu persönlichen Einschätzungen von Herrn Bundespräsidenten Christian Wulff liegen dem Bundespräsidialamt keine Erkenntnisse vor.“ Man könnte auch sagen, Hagebölling wackelt.

2. Februar 2012 at 06:20 Hinterlasse einen Kommentar


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